21.08.2024

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Wir haben auch die sel­tens­ten Blut­grup­pen im Blick

Auf Ver­mitt­lung des Ber­li­ner Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums (Cha­rité) hat Frau W. aus Ber­lin im Au­gust in Hagen Blut ge­spen­det. 
Vor 12 Jah­ren hat Frau W. in Ber­lin ihren zwei­ten Sohn zur Welt ge­bracht. Hier­bei war fest­ge­stellt wor­den, dass sie über die sehr sel­te­ne Blut­grup­pe 0 Rh --D.-- ver­füg­te. Sol­che Men­schen sind ex­trem sel­ten und fal­len meist erst dann auf, wenn man Blut­grup­pen­an­ti­kör­per nach­weist, die sich gegen alle Blut­grup­pen­merk­ma­le des RHCE-​Gens rich­ten, also gegen C eben­so wie gegen c und gegen E eben­so wie gegen e. Daher kön­nen diese Men­schen prak­tisch nur mit Blut ihrer ei­ge­nen Blut­grup­pe ver­sorgt wer­den, was höchst pro­ble­ma­tisch ist, weil sie kaum als Blut­spen­der in Er­schei­nung tre­ten. Im ge­sam­ten DRK-​Blutspendedienst West sind ak­tu­ell zwei Frau­en die­ser Blut­grup­pe re­gis­triert (24 und 58 Jahre), die beide re­gel­mä­ßig für das Kryo-​Depot spen­den. Im Depot der kryo­kon­ser­vier­ten Blut­kon­ser­ven la­gern die Blut­spen­den sel­tens­ter Blut­grup­pen bei Tem­pe­ra­tu­ren < -80°C. Sie kön­nen jahr­zehn­te­lang ein­ge­setzt wer­den. 
Auf­grund der Sel­ten­heit der Blut­grup­pe von Frau W. kommt es immer wie­der zu An­fra­gen auch aus dem eu­ro­päi­schen Aus­land zur Be­reit­stel­lung der­ar­ti­ger Blut­kon­ser­ven aus dem Ha­ge­ner Kryo-​Depot. 
Ei­gent­lich hätte Frau W. gar nicht spen­den dür­fen, denn mit 47 kg Kör­per­ge­wicht er­füllt sie nicht die Zu­las­sungs­kri­te­ri­en der Bun­des­ärz­te­kam­mer. Auf­grund der Sel­ten­heit die­ser Blut­grup­pe und der Not­wen­dig­keit ihrer Spen­de haben wir uns je­doch kurz­fris­tig ent­schie­den, die Spen­de­rin mit par­al­le­ler In­fu­si­on spen­den zu las­sen. Be­glei­tet wurde Frau W. von Dr. Lutz Pichl, Lei­ter des NAT-​Labors (PCR), und Dr. Ro­bert De­i­ten­beck (rechts), Ärzt­li­cher Lei­ter des ZTM Hagen. Au­ßer­dem hatte Frau W. als Bei­stand ihren Mann und ihre bei­den Söhne dabei, da ihr Be­such in Hagen nur ein Zwi­schen­stopp war auf der Fahrt von der Eifel zu­rück in die Hei­mat Ber­lin. Frau W. hat die Spen­de her­vor­ra­gend über­stan­den und wird nun in we­ni­gen Mo­na­ten ihre nächs­te Spen­de leis­ten, dann aber in Ber­lin. 

Kom­men­ta­re

Cornelia Piper 27.08.2024, 23:22 Uhr

Guten Tag! Die Regel...in GB ge­lebt zwi­schen 1980 und 92...scheint ja ir­gend­wie aus der Welt... Ich zB. habe 1980 ein Kind be­kom­men und habe 1982 das Land ( GB) ver­las­sen. Ich bin 76. Denkt man wirk­lich, dass zb in mei­nem Blut da immer noch ir­gend­ein Creuz-​ Jacob  he­um­schwir­ren kann?

Ich hätte Blut­grup­pe 0 ne­ga­tiv mit ir­gend­ei­ner sel­te­nen Un­ter­grup­pe an­zu­bie­ten! Beste Grüße, Cor­ne­lia Piper

Guten Tag Frau Piper, 

Ihre Frage ist ver­ständ­lich, aber wir sind an die ver­bind­li­chen Richt­li­ni­en der Bun­des­ärz­te­kam­mer ge­bun­den. Um die Emp­fän­ger von Blut­trans­fu­sio­nen zu schüt­zen, gilt wei­ter­hin, dass eine Per­son, die sich zwi­schen 1980 und 1996 ins­ge­samt län­ger als sechs Mo­na­te im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich Groß­bri­tan­ni­en und Nord­ir­land auf­ge­hal­ten hat, nicht Blut spen­den darf. Wenn es neue wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se zu die­sem Thema gibt, wird die Richt­li­nie ge­än­dert. Das ist aber der­zeit nicht der Fall.

Viele Grüße - und trotz­dem danke für Ihr An­ge­bot!
Clau­dia Mül­ler
DRK-​Blutspendedienst West

Guten Tag, in­wie­fern un­ter­schei­det sich die ge­nann­te Blut­grup­pe von 0 Rh(D) neg? MfG

Guten Tag,
wir hof­fen, die fol­gen­de Er­klä­rung ist für Sie nach­voll­zieh­bar:

Die Aus­prä­gung der Rhe­sus­for­mel eines Men­schen wird be­stimmt durch die Gene RhD und RhCE. Je nach Ver­er­bung (erbt ein Mensch zwei ver­schie­de­ne Merk­ma­le von Mut­ter und Vater oder erbt ein Mensch von bei­den El­tern das glei­che Merk­mal?) kann die Aus­prä­gung der Gen­pro­duk­te (=Blut­grup­pen­merk­ma­le) lau­ten CC..EE, Cc..EE, cc..ee, cc..Ee u. s. w. Es gibt also viele ver­schie­den Rhesus-​„For­meln“.
Bei der Blut­grup­pe --D.-- oder auch -​-dd-- fehlt auf­grund eines De­fek­tes im RhCE-​Gen die Aus­prä­gung der Merk­ma­le C, c, E und e. Dies kommt durch die Schreib­wei­se --D.-- oder -​-dd-- zum Aus­druck.
Da­durch, dass das RhD-​Gen aber ganz „nor­mal“ ar­bei­tet, wird des­sen Gen­pro­dukt auch nor­mal aus­ge­prägt. Es feh­len also die Merk­ma­le C, c, E und e. Das Feh­len von Merk­ma­len kann dazu füh­ren, dass sol­che Men­schen durch Trans­fu­si­on oder Schwan­ger­schaft gegen die feh­len­den Merk­ma­le „im­mu­ni­siert“ wer­den kön­nen, sprich An­ti­kör­per bil­den. Das ist dann höchst pro­ble­ma­tisch, denn dann kann nur noch Blut der glei­chen Merk­mals­aus­prä­gung trans­fun­diert wer­den, und das ist eben au­ßer­or­dent­lich sel­ten.
Bei den be­tref­fen­den Per­so­nen ist al­ler­dings das Gen­pro­dukt des RhD-​Gens ganz nor­mal aus­ge­prägt, also ent­we­der „D“ (= Rhe­sus po­si­tiv) oder „dd“ (= Rhe­sus ne­ga­tiv).
 

O RhD ne­ga­tiv be­deu­tet le­dig­lich, dass das Gen­pro­dukt „D“ weder vom Vater noch von der Mut­ter ver­erbt wurde. Die­ser Mensch ist dann „Rhe­sus ne­ga­tiv“. Seine Rhe­sus­for­mel lau­tet dann ent­we­der (meis­tens) ccddee, kann aber auch Ccddee, CCddee, CcddEe u. s. w. lau­ten, denn „Rhe­sus ne­ga­tiv“ be­deu­tet le­dig­lich, dass das Merk­mal „D“ fehlt. Gegen die­ses Merk­mal wie­der­um kann dann auch wie­der durch Schwan­ger­schaft oder Trans­fu­si­on ein Blut­grup­pen­an­ti­kör­per gegen das Merk­mal „D“ ge­bil­det wer­den. Sol­che Men­schen dür­fen dann nur mit Rh ne­ga­ti­vem Blut ver­sorgt wer­den, was aber nicht so pro­ble­ma­tisch ist, denn im­mer­hin 15 von 100 Men­schen sind Rh ne­ga­tiv.

Mit freund­li­chen Grü­ßen
Clau­dia Mül­ler
DRK-​Blutspendedienst West

 


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