Wir haben auch die seltensten Blutgruppen im Blick
Auf Vermittlung des Berliner Universitätsklinikums (Charité) hat Frau W. aus Berlin im August in Hagen Blut gespendet.
Vor 12 Jahren hat Frau W. in Berlin ihren zweiten Sohn zur Welt gebracht. Hierbei war festgestellt worden, dass sie über die sehr seltene Blutgruppe 0 Rh --D.-- verfügte. Solche Menschen sind extrem selten und fallen meist erst dann auf, wenn man Blutgruppenantikörper nachweist, die sich gegen alle Blutgruppenmerkmale des RHCE-Gens richten, also gegen C ebenso wie gegen c und gegen E ebenso wie gegen e. Daher können diese Menschen praktisch nur mit Blut ihrer eigenen Blutgruppe versorgt werden, was höchst problematisch ist, weil sie kaum als Blutspender in Erscheinung treten. Im gesamten DRK-Blutspendedienst West sind aktuell zwei Frauen dieser Blutgruppe registriert (24 und 58 Jahre), die beide regelmäßig für das Kryo-Depot spenden. Im Depot der kryokonservierten Blutkonserven lagern die Blutspenden seltenster Blutgruppen bei Temperaturen < -80°C. Sie können jahrzehntelang eingesetzt werden.
Aufgrund der Seltenheit der Blutgruppe von Frau W. kommt es immer wieder zu Anfragen auch aus dem europäischen Ausland zur Bereitstellung derartiger Blutkonserven aus dem Hagener Kryo-Depot.
Eigentlich hätte Frau W. gar nicht spenden dürfen, denn mit 47 kg Körpergewicht erfüllt sie nicht die Zulassungskriterien der Bundesärztekammer. Aufgrund der Seltenheit dieser Blutgruppe und der Notwendigkeit ihrer Spende haben wir uns jedoch kurzfristig entschieden, die Spenderin mit paralleler Infusion spenden zu lassen. Begleitet wurde Frau W. von Dr. Lutz Pichl, Leiter des NAT-Labors (PCR), und Dr. Robert Deitenbeck (rechts), Ärztlicher Leiter des ZTM Hagen. Außerdem hatte Frau W. als Beistand ihren Mann und ihre beiden Söhne dabei, da ihr Besuch in Hagen nur ein Zwischenstopp war auf der Fahrt von der Eifel zurück in die Heimat Berlin. Frau W. hat die Spende hervorragend überstanden und wird nun in wenigen Monaten ihre nächste Spende leisten, dann aber in Berlin.
Kommentare
Guten Tag! Die Regel...in GB gelebt zwischen 1980 und 92...scheint ja irgendwie aus der Welt... Ich zB. habe 1980 ein Kind bekommen und habe 1982 das Land ( GB) verlassen. Ich bin 76. Denkt man wirklich, dass zb in meinem Blut da immer noch irgendein Creuz- Jacob heumschwirren kann?
Ich hätte Blutgruppe 0 negativ mit irgendeiner seltenen Untergruppe anzubieten! Beste Grüße, Cornelia Piper
Guten Tag Frau Piper,
Ihre Frage ist verständlich, aber wir sind an die verbindlichen Richtlinien der Bundesärztekammer gebunden. Um die Empfänger von Bluttransfusionen zu schützen, gilt weiterhin, dass eine Person, die sich zwischen 1980 und 1996 insgesamt länger als sechs Monate im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland aufgehalten hat, nicht Blut spenden darf. Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema gibt, wird die Richtlinie geändert. Das ist aber derzeit nicht der Fall.
Viele Grüße - und trotzdem danke für Ihr Angebot!
Claudia Müller
DRK-Blutspendedienst West
Guten Tag, inwiefern unterscheidet sich die genannte Blutgruppe von 0 Rh(D) neg? MfG
Guten Tag,
wir hoffen, die folgende Erklärung ist für Sie nachvollziehbar:
Die Ausprägung der Rhesusformel eines Menschen wird bestimmt durch die Gene RhD und RhCE. Je nach Vererbung (erbt ein Mensch zwei verschiedene Merkmale von Mutter und Vater oder erbt ein Mensch von beiden Eltern das gleiche Merkmal?) kann die Ausprägung der Genprodukte (=Blutgruppenmerkmale) lauten CC..EE, Cc..EE, cc..ee, cc..Ee u. s. w. Es gibt also viele verschieden Rhesus-„Formeln“.
Bei der Blutgruppe --D.-- oder auch --dd-- fehlt aufgrund eines Defektes im RhCE-Gen die Ausprägung der Merkmale C, c, E und e. Dies kommt durch die Schreibweise --D.-- oder --dd-- zum Ausdruck.
Dadurch, dass das RhD-Gen aber ganz „normal“ arbeitet, wird dessen Genprodukt auch normal ausgeprägt. Es fehlen also die Merkmale C, c, E und e. Das Fehlen von Merkmalen kann dazu führen, dass solche Menschen durch Transfusion oder Schwangerschaft gegen die fehlenden Merkmale „immunisiert“ werden können, sprich Antikörper bilden. Das ist dann höchst problematisch, denn dann kann nur noch Blut der gleichen Merkmalsausprägung transfundiert werden, und das ist eben außerordentlich selten.
Bei den betreffenden Personen ist allerdings das Genprodukt des RhD-Gens ganz normal ausgeprägt, also entweder „D“ (= Rhesus positiv) oder „dd“ (= Rhesus negativ).
O RhD negativ bedeutet lediglich, dass das Genprodukt „D“ weder vom Vater noch von der Mutter vererbt wurde. Dieser Mensch ist dann „Rhesus negativ“. Seine Rhesusformel lautet dann entweder (meistens) ccddee, kann aber auch Ccddee, CCddee, CcddEe u. s. w. lauten, denn „Rhesus negativ“ bedeutet lediglich, dass das Merkmal „D“ fehlt. Gegen dieses Merkmal wiederum kann dann auch wieder durch Schwangerschaft oder Transfusion ein Blutgruppenantikörper gegen das Merkmal „D“ gebildet werden. Solche Menschen dürfen dann nur mit Rh negativem Blut versorgt werden, was aber nicht so problematisch ist, denn immerhin 15 von 100 Menschen sind Rh negativ.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Müller
DRK-Blutspendedienst West
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