11.12.2019

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Test auf He­pa­ti­tis E

Blut­trans­fu­sio­nen wer­den immer si­che­rer

Die Tes­tung jeder Blut­spen­de auf Krank­heits­er­re­ger, die durch Blut­pro­duk­te über­tra­gen wer­den kön­nen, hat Blut­trans­fu­sio­nen sehr si­cher ge­macht. Seit dem 1. Ok­to­ber 2019 tes­ten wir das ge­spen­de­te Blut zu­sätz­lich auf den Er­re­ger der He­pa­ti­tis E.

He­pa­ti­tis E
Un­ter­schied­li­che Viren sind in der Lage, eine Le­ber­ent­zün­dung (He­pa­ti­tis) zu ver­ur­sa­chen. Man hat diese Viren im Laufe der letz­ten Jahr­zehn­te ent­deckt und al­pha­be­tisch von A bis E ge­ord­net. Die He­pa­ti­tis E wird durch eine In­fek­ti­on mit dem Hepatitis-​E-Virus ver­ur­sacht.

He­pa­ti­tis E wird hier­zu­lan­de vor allem durch den Ver­zehr von Le­bens­mit­teln, ins­be­son­de­re durch un­zu­rei­chend ge­koch­tes oder ge­bra­te­nes Schwei­ne­fleisch (zum Bei­spiel Schweine-​Mettwurst) über­tra­gen. He­pa­ti­tis E kann auch durch Blut­trans­fu­sio­nen über­tra­gen wer­den. Wie bei der In­fek­ti­on durch Le­bens­mit­tel ver­läuft auch diese In­fek­ti­on nach Trans­fu­si­on beim Pa­ti­en­ten meist harm­los und ohne Be­schwer­den. Bei be­son­ders ge­fähr­de­ten Pa­ti­en­ten (zum Bei­spiel bei Schwan­ge­ren oder bei einer Or­gan­trans­plan­ta­ti­on) kann sie je­doch zu schwe­ren Er­kran­kun­gen füh­ren. Des­halb hat das Paul-​Ehrlich-Institut, die für die Si­cher­heit von Blut­pro­duk­ten in Deutsch­land ver­ant­wort­li­che Bun­des­ober­be­hör­de, für alle Blut­spen­den die Tes­tung auf Hepatitis-​E-Viren an­ge­ord­net.

Bitte lesen Sie hier wei­ter...

Wie wird He­pa­ti­tis E über­tra­gen und wel­che Sym­pto­me tre­ten auf?
Das Hepatitis-​E-Virus exis­tiert in vier Ge­no­ty­pen. In Deutsch­land durch den Ver­zehr von Schwei­ne­fleisch oder Mu­scheln er­wor­be­ne In­fek­tio­nen wer­den durch den so­ge­nann­ten Ge­no­typ 3 ver­ur­sacht und schei­nen nur sehr sel­ten di­rekt von Mensch zu Mensch über­trag­bar zu sein.
In vie­len Län­dern Afri­kas und Asi­ens mit nied­ri­gem Hy­gie­ne­stan­dard wird das Virus (Ge­no­typ 1 und 2) haupt­säch­lich durch ver­un­rei­nig­tes Was­ser oder an­de­re Le­bens­mit­tel über­tra­gen.

Eine Mensch-​zu-Mensch-Übertragung (z. B. unter Haus­halts­an­ge­hö­ri­gen) ist bei den rei­se­be­ding­ten Hepatitis-​1- und  Hepatitis-​2-Infektionen durch Kon­takt­über­tra­gung (so­ge­nann­te Schmier­in­fek­ti­on) mög­lich. Ge­no­typ 4 fin­det sich über­wie­gend in ei­ni­gen Län­dern Asi­ens und spielt bei uns keine Rolle.
Die Le­ber­ent­zün­dung durch Hepatitis-​E-Viren ist eine recht häu­fig auf­tre­ten­de Er­kran­kung, die aber zum Glück fast immer ohne Be­schwer­den ver­läuft und daher meist nicht er­kannt wird. So haben etwa17 Pro­zent der Be­völ­ke­rung in Deutsch­land be­reits eine Hepatitis-​E-Erkrankung durch­ge­macht.  In der Regel haben sie davon nichts be­merkt. Mög­li­che Sym­pto­me kön­nen sein: Gelb­fär­bung der Au­gen­bin­de­haut und der Haut, Dun­kel­fär­bung des Urins, Ent­fär­bung des Stuhls, Fie­ber, Ober­bauch­be­schwer­den, Mü­dig­keit und Ap­pe­tit­lo­sig­keit. Die Be­schwer­den klin­gen in der Regel nach ei­ni­ger Zeit von al­lei­ne ab. Die Er­kran­kung heilt von selbst aus.
In Ein­zel­fäl­len (z. B. bei Per­so­nen mit vor­be­stehen­der Le­ber­er­kran­kung und bei Schwan­ge­ren) kann es al­ler­dings zu schwe­ren Ver­läu­fen mit der Ge­fahr eines Le­ber­ver­sa­gens kom­men.
Bei im­mun­ge­schwäch­ten Per­so­nen (z. B. Trans­plan­tat­emp­fän­ger, Pa­ti­en­ten mit AIDS oder wäh­rend und nach Che­mo­the­ra­pie) kann es zu chro­ni­schen Hepatitis-​E-Infektionen kom­men. Auch diese ver­lau­fen oft ohne kli­ni­sche Zei­chen, kön­nen aber, wie an­de­re chro­ni­sche Le­ber­ent­zün­dun­gen, zur Le­ber­zir­rho­se füh­ren.

Was be­deu­tet es für mich, wenn ich po­si­tiv auf He­pa­ti­tis E ge­tes­tet werde?
Für einen Blut­spen­der, bei dem an­läss­lich einer Blut­spen­de Hepatitis-​E-Viren ge­fun­den wer­den, stellt das in der Regel kein ge­sund­heit­li­ches Pro­blem dar. Na­tür­lich wer­den wir den Spen­der über den Be­fund in­for­mie­ren. Er darf in den fol­gen­den vier Mo­na­ten nicht Blut spen­den. Da­nach darf der Spen­der wie­der zur Blut­spen­de gehen, da die In­fek­ti­on dann üb­li­cher­wei­se längst aus­ge­heilt ist und von dem ge­spen­de­ten Blut keine Ge­fahr mehr aus­geht. Au­ßer­dem tes­ten wir ja auch die nächs­te Spen­de.

Da He­pa­ti­tis E aber auch von Mensch zu Mensch über­tra­gen wer­den kann, sind wir durch das In­fek­ti­ons­schutz­ge­setz ver­pflich­tet, dem Ge­sund­heits­amt be­trof­fe­ne Blut­spen­der zu mel­den. Auf­grund der Mel­dung kann das Ge­sund­heits­amt wei­te­re Über­tra­gun­gen ver­hin­dern, z. B. in Ein­rich­tun­gen für Kin­der und in le­bens­mit­tel­ver­ar­bei­ten­den Be­trie­ben. So kön­nen wir durch die Tes­tung auf Hepatitis-​E-Viren nicht nur die Blut­trans­fu­si­on für Pa­ti­en­ten noch si­che­rer ma­chen, son­dern auch einen wei­te­ren Bei­trag zur Ver­mei­dung von Mensch-​zu-Mensch-Infektionen leis­ten.

Wie kann ich eine In­fek­ti­on mit He­pa­ti­tis E ver­mei­den?
Die Zahl der Hepatitis-​E-Infektionen ist in den ver­gan­ge­nen Jah­ren deut­lich an­ge­stie­gen. Laut der Deut­schen Le­ber­hil­fe ist die Haupt­in­fek­ti­ons­quel­le in In­dus­trie­län­dern un­zu­rei­chend ge­gar­tes und rohes Schwei­ne­fleisch, ganz be­son­ders Mett. Er­hit­zen über 70° Cel­si­us für mehr als 20 Mi­nu­ten in­ak­ti­viert das Virus, so­dass durch­ge­gar­tes Fleisch un­be­denk­lich ist.
Bei Fern­rei­sen soll­ten die all­ge­mei­nen Re­geln zur Ver­mei­dung von le­bens­mit­tel­be­ding­ten In­fek­tio­nen be­ach­tet wer­den:
- nicht ab­ge­koch­tes Lei­tungs­was­ser und damit her­ge­stell­tes Eis für Ge­trän­ke mei­den,
- keine rohen oder nicht aus­rei­chend er­hitz­te Spei­sen ver­zeh­ren. Es gilt die alte Tro­pen­weis­heit: „Peel    it, cook it, boil it or spoil it“ („Schä­le es, koche es oder ver­mei­de es“)

Kann ich nach einer In­fek­ti­on mit He­pa­ti­tis E wei­ter Blut spen­den?
Ja, man kann auch nach einem po­si­ti­ven Hepatitis-​E-Befund Blut spen­den. Nach dem Be­fund müs­sen al­ler­dings vier Mo­na­te ver­gan­gen sein. Diese Rück­stel­lungs­zeit ent­spricht der be­kann­ten Rück­stel­lungs­zeit nach Pier­cing, Tä­to­wie­rung oder en­do­sko­pi­schen Un­ter­su­chun­gen.  Da­nach laden wir den als Hepatitis-​E-positiv ge­tes­te­ten Blut­spen­der wie­der zur Blut­spen­de ein. Da alle Spen­der bei jeder Spen­de auf He­pa­ti­tis E ge­tes­tet wer­den, er­fährt er bei der Ge­le­gen­heit dann auch, ob der Test ne­ga­tiv (also Hepatitis-​E-Viren-frei) ge­wor­den ist.

Auf wel­che Er­kran­kun­gen wird mein Blut noch ge­tes­tet?
Fol­gen­de Tests füh­ren wir der­zeit bei jeder ent­nom­me­nen Blut­spen­de durch:

Tests zur Er­ken­nung einer HIV-​Infektion (AIDS-​Test)
Tests zur Er­ken­nung vi­rus­be­ding­ter Le­ber­ent­zün­dun­gen durch Hepatitis-​Viren A,B,C
Tes­tung auf An­ti­kör­per gegen den Er­re­ger der Sy­phi­lis (Ge­schlechts­krank­heit)
Tes­tung auf Par­vo­vi­rus B 19 (Er­re­ger der Rin­gel­rö­teln)

Kom­men­ta­re

Hallo,

meine Mama ist HEV po­si­tiv (bei einer Blut­spen­de fest­ge­stellt). Wir woh­nen zu­sam­men, kann ich dann Blut spen­den?

Claudia Müller 07.04.2022, 08:20 Uhr

Hallo Tess,

auf­grund des engen Kon­takts in­ner­halb einer häus­li­chen Le­bens­ge­mein­schaft be­steht tat­säch­lich ein Ri­si­ko einer In­fek­ti­on mit He­pa­ti­tis­vi­ren. Sie dür­fen wie­der Blut spen­den, wenn auch Ihre Mut­ter wie­der spen­den darf, näm­lich vier Mo­na­te nach dem Nach­weis der He­pa­ti­tis E-​Infektion.

Alle Gute und viele Grüße

Clau­dia Mül­ler

Wel­cher Test bzw. wel­ches Test­ver­fah­ren wird für die Tes­tung auf HEV ver­wen­det? Nut­zen Sie einen PCR Test?

Un­se­re HEV-​Analytik er­folgt aus­schließ­lich durch PCR, weil auf diese Weise virä­mi­sche Spen­den­de, die in der Regel von ihrer In­fek­ti­on nichts wis­sen, ent­deckt wer­den. Die Suche nach An­ti­kör­pern fin­det nicht statt, weil sie zu spät käme. An­ti­kör­per wer­den in der Regel erst im Ver­lau­fe der In­fek­ti­on oder nach ihrem Ende sicht­bar. Damit könn­te die Über­tra­gung von Viren nicht ver­mie­den wer­den. PCR lässt die Viren früh­zei­tig er­ken­nen und er­höht somit deut­lich die Si­cher­heit un­se­rer Pro­duk­te. 

Ich habe ein Schrei­ben über einen po­si­ti­ven HEV Be­fund nach einer Blut­spen­de er­hal­ten mit dem Hin­weis,  dass sich ggf. das Ge­sund­heits­amt mel­den wird.

Das ist nicht ge­sche­hen und ich habe auch keine Sym­pto­me. Gibt es be­stimm­te Ver­hal­tens­wei­sen,  die ein­zu­hal­ten sind (z.b. Qua­ran­tä­ne) oder ist ein Arzt­be­such emp­foh­len?

Vie­len Dank 

Stephan David Küpper 22.08.2023, 11:41 Uhr

Hallo Ste­fan,

es ist völ­lig nor­mal, dass Du auch mit einem HEV-​Befund asym­pto­ma­tisch bist, also in der Regel keine Sym­pto­me ver­spürst. Zur Ver­mei­dung des Ri­si­kos einer Mensch-​zu-Mensch-Übertragung, achte auf eine gute per­sön­li­che Hy­gie­ne (Hän­de­wa­schen). Diese und die Rei­ni­gung der Wä­sche in einer han­dels­üb­li­chen Wasch­ma­schi­ne er­schei­nen aus­rei­chend, um eine Über­tra­gung zu ver­hin­dern. Die akute He­pa­ti­tis E be­darf bei immun­kompe­ten­ten Per­so­nen (Per­so­nen mit funk­tio­nie­ren­dem Im­mun­sys­tem) in der Regel kei­ner oder al­len­falls sym­pto­ma­ti­scher Be­hand­lung. Den­noch emp­feh­len wir dir, dei­nen Haus­arzt zu kon­sul­tie­ren und /oder beim Ge­sund­heits­amt nach­zu­fra­gen.

Gute Bes­se­rung und Grüße

Ste­phan David Küp­per


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