15.11.2023

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„Wer einmal auf einer Krebsstation war, hat keine Angst vor einer Blutspende“

„Wer einmal auf einer Krebsstation war, hat keine Angst vor einer Blutspende“, findet Frank Beckert. Und er muss es wissen. Sein Sohn Christian war 17, als er zum ersten Mal über ein Stechen in der Schulter klagte. Schmerzmittel halfen nicht. In Christians Schulter gab es einen Tumor und zwar ein „Ewing-Sarkom“, eine besonders schnell wachsende Krebsform. Christian bekam Bestrahlungen und es ging ihm besser. Allerdings nur vorübergehend. Der Krebs kam schnell zurück. Das Schultergelenk des leidenschaftlichen Inline-Hockeyspielers wurde entfernt, später musste der rechte Arm amputiert werden. Trotzdem wuchsen Metastasen. Christian starb 2010 im Alter von 20 Jahren.

Für Frank Beckert, bis dahin erfolgreich im IT-Bereich, ein heftiger Einschnitt. „Das Thema Krankheit gab es bei uns bis zu Christians Erkrankung nicht. Nach seinem Tod erschien mir vieles, mit dem ich bei der Arbeit zu tun hatte, bedeutungslos. Meine Welt hat sich komplett verändert.“ Auch im Hinblick auf das Blutspenden. Der Münsterländer spendete schon im Alter von 18 Jahren zum ersten Mal Blut. Allerdings kam die Motivation von außen. Von seinem Vater, der regelmäßig viermal im Jahr zur Blutspende ging und seine beiden Söhne immer mitnahm. Die Bedeutung des Blutspendens wurde Frank Beckert erst wirklich bewusst, als er sah, wie viele Blutkonserven sein Sohn während der Krebstherapie brauchte: „Christian hat wahnsinnig viel Blut bekommen.“ Seitdem spendet er so oft es geht und sucht sich gerne auch die zeitlich passenden Termine in seinem Umfeld aus. „Es ist wirklich schön, über die Dörfer zu gehen, auch mal Blutspendetermine in den Nachbargemeinden zu besuchen und mit vielen Leuten ins Gespräch zu kommen.“ 136-mal hat der 58-jährige bereits Blut gespendet. „Richtig gut“ findet er die Möglichkeit, sich eine Blutspendezeit zu reservieren. „Seitdem geht das ruckizucki. Am liebsten würde ich gleich nach einer Blutspende den nächsten Termin buchen.“

Beruflich hat sich der Betriebswirt von der Jagd nach steigenden Umsatzzahlen komplett verabschiedet. „Ich habe gemerkt, wie sehr es hilft, über den Tod und die Trauer zu reden.“ Auf der Suche nach einer beruflichen Neuorientierung fiel ihm die Anzeige zur Ausbildung von Trauerrednern auf. Seit einigen Jahren arbeitet Frank Beckert nun freiberuflich als Trau- und Trauerredner, mit dem Gefühl, etwas rundum Sinnvolles zu tun.