10.04.2024

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Stammzellspende vom Zwillingsbruder: „Ich bin mega dankbar“

„Ich bin mega dankbar!“, sagt Christa Heßelmann. Der Optimismus, der von ihr ausgeht, ist trotz Computerbildschirms spürbar. Das Interview mit der 61-jährigen Frau aus Seppenrade (Kreis Coesfeld) muss online stattfinden, denn Christa Heßelmann war an Leukämie erkrankt. Die rettende Stammzelltransplantation hat vor wenigen Wochen stattgefunden, so dass sie weiterhin darauf achten muss, sich möglichst keinem Infektionsrisiko auszusetzen.

Mehr als 11.000 Menschen erkranken jedes Jahr an Leukämie. Jeder Fall ist lebensbedrohlich, oft hilft nur eine Stammzell-Übertragung. Aber der Fall von Christa Heßelmann ist aus zwei Gründen besonders. Zum einen bekam sie die Stammzellen nicht von einem anonymen Spender, sondern von ihrem Zwillingsbruder Christoph Schlütermann. Zum anderen sind beide Geschwister dem Roten Kreuz und der Blutspende schon lange besonders verbunden. Christoph Schlütermann ist Vorstand des DRK-Kreisverbands Coesfeld und hat über 60-mal Blut gespendet. Christa Heßelmann war jahrelang Blutspendebeauftragte im DRK-Ortsverein Lüdinghausen und Seppenrade und hat 87-mal Blut gespendet.

Seit längerem hatte die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen mehr blaue Flecke als früher und bemerkte eine erhöhte Blutungsneigung. Im Herbst 2023 gab es die Diagnose MDS (Myelodsyplastisches Syndrom; eine Blutbildungsstörung); der Übergang zur akuten Leukämie kam überraschend plötzlich, am 27. Dezember 2023. Über Silvester gab es die erste Chemotherapie. Sofort war klar, dass eine Stammzellspende, über die schon immer mal gesprochen worden war, sehr schnell notwendig sein würde. In dem Wissen, dass es für das Überleben seiner Schwester notwendig sein könnte, Stammzellen zu übertragen, hatte Christoph Schlütermann sich bereits im Oktober 2023 typisieren lassen. „Das kann man übrigens bei jeder Blutspende machen lassen. Es wird einfach ein zusätzliches Röhrchen mit Blut gefüllt.“ Wer einmal eine Typisierung hat machen lassen, bleibt in der Stammzellspender-Datei und wird bei Bedarf angerufen. Im Fall Heßelmann/Schlütermann konnte auf die lange Suche samt Datei-Abgleich verzichtet werden, da die Gewebemerkmale des Zwillingsbruders sehr gut passten.

Sobald klar war, dass die Transplantation am 26. Februar stattfinden kann, begannen für beide die Vorbereitungen. Christa Heßelmann kam am 20. Februar in die Uniklinik Münster und musste sich einer weiteren Chemotherapie unterziehen. Christoph Schlütermann verzichtete in diesem Jahr auf Karnevalsfeiern, um mögliche Infektionsrisiken zu vermeiden. Er musste sich fünf Tage lang jeweils zwei Spritzen setzen, um die eigene Stammzellproduktion anzukurbeln. Das hat hervorragend geklappt. Nach knapp vier Stunden Stammzellspende am Vormittag des 26. Februar waren genug Stammzellen gesammelt. Christoph Schlütermann: „Ich rauche nicht, ich trinke nicht und bin Ausdauersportler. Das alles hat sicher dazu beigetragen, dass ich auch im Alter von 60 Jahren noch so erfolgreich Stammzellen spenden konnte.“ Die Übertragung der gespendeten Stammzellen konnte noch am Nachmittag des 26. Februar erfolgen. Sie dauerte nur eine Stunde.

Seitdem geht es Christa Heßelmann, die während ihrer Chemotherapien auch zahlreiche Blutkonserven bekommen hatte, deutlich besser. Genau wie ihr Bruder ist sie davon überzeugt, dass Bewegung gut tut und hilft. Sie nutzte noch in der Klinik ein Trimmrad, um wieder fit zu werden. Und sonst? Christa Heßelmann sieht zuversichtlich aus: „Man darf nicht zu viel nachdenken. Ich mache immer einen Schritt nach dem anderen und bin im Moment wirklich sehr zufrieden. Und mega dankbar“.

Christoph Schlütermann ruft zur Blutspende und zur Typisierung für eine mögliche Stammzellspende auf. „Man kann mit relativ geringem Aufwand Leben retten. Das muss man doch einfach tun!“