Die sichere Erythrozytentransfusion
Einleitung
Ziel
Die sachgerechte Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Erythrozyten (EK)-Transfusionen sind wichtige Bestandteile der sicheren Patientenversorgung. Mit unserer Checkliste möchten wir Informationen zu den jeweiligen Handlungen geben.
Ärztliche Tätigkeiten sind blau gekennzeichnet, pflegerische Aufgaben sind rot gekennzeichnet.
Hinweis
Auf die Vorgaben des Transfusionsgesetzes (www.juris.de), der Richtlinie Hämotherapie (www.baek.de), der Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten (www.baek.de), der Voten des Arbeitskreises Blut (www.rki.de) und die Regelungen des hausinternen QM-Systems wird verwiesen.
Weitere Informationen enthalten die Gebrauchs- und Fachinformationen der Arzneimittel.
Erythrozytenkonzentrat in Additivlösung
Herstellung: Erythrozyten aus einer Vollblutspende von ca. 500 ml oder aus Apherese
Therapeutische Einheit (Durchschnittwerte): Volumen ~ 300 ml, Hämatokrit 50 – 70 %, < 1x10⁶ Leukozyten, Restthrombozyten, Restplasma, Lagerlösung für Erythrozyten
Indikation und Dosierung
Pflege | Arzt | |
Klinisch relevante Anämie
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Kritische Indikationsstellung unter Beachtung der Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten
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Sonderindikationen beachten: z. B. bestrahlte EK, gewaschene EK
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Indikation dokumentieren, ableitbar aus Diagnose / Verlauf / Laborwerten
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Ein EK erhöht bei einem normal gewichtigen Erwachsenen den Hb-Wert um ca. 1g / dl, den Hämatokrit um 3 – 4 %, wenn kein gesteigerter Verbrauch/keine Blutung vorliegt
Blutgruppenauswahl
Pflege | Arzt | |
Regelfall: AB0- und Rh-D-gleich
Bei Mädchen und Frauen bis zur Menopause, sowie bei Patienten mit langfristigem Transfusionsbedarf: Rhesusuntergruppen- und Kell-kompatibel |
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Ausnahmefall: Sofern keine AB0-blutgruppengleichen EK zur Verfügung stehen, kann AB0-kompatibel transfundiert werden
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- Ein Patient mit der Blutgruppe A
verträgt Erythrozyten der Blutgruppe A oder 0 - Ein Patient mit der Blutgruppe B
verträgt Erythrozyten der Blutgruppe B oder 0 - Ein Patient mit der Blutgruppe 0
verträgt Erythrozyten der Blutgruppe 0 - Ein Patient mit der Blutgruppe AB
verträgt Erythrozyten der Blutgruppe AB, A, B oder 0
Vorbereitung
Aufklärung und Verordnung
Pflege | Arzt | |
Ärztliche Aufklärung und Einwilligung des Patienten gemäß den hausinternen Regelungen vornehmen und dokumentieren
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Ärztliche Verordnung: Anforderungsschein vollständig ausfüllen und unterschreiben
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Blutentnahme
Pflege | Arzt | |
Blutprobe nur für Serologie: Identitätskontrolle bei Blutentnahme
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Laborröhrchen vor Entnahme mit Patientenetikett oder Name, Vorname, Geb.-Datum des Patienten beschriften
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Blutprobe mit vollständig ausgefülltem Anforderungsschein mit Datumsangabe der Blutentnahme ins Labor bringen
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Labor
Blutgruppenbestimmung, Antikörpersuchtest und Verträglichkeitsproben (auch Kreuzproben genannt), zwischen Patientenserum oder Plasma und Spendererythrozyten aus EK. Dauer: ca. 1 Stunde.
Hinweis: Vor Beginn einer Therapie mit monoklonalen Antikörpern Bestimmung der AB0-Blutgruppe, Rhesus-Formel, Kell und Antikörpersuchtest durchführen (Notfallpass mit Befund ausstellen).
Abholung und Prüfung
Pflege | Arzt | |
Zeitnah zur Transfusion abholen, Patientendaten, Konservennummern und Blutgruppe überprüfen, Abholung mit Datum und Uhrzeit dokumentieren
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Direkt zur Station – nicht in den Stationskühlschrank
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Vor Kälte und Hitze schützen
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Kontrolle
Pflege | Arzt | |
Überprüfen: Daten auf Begleitschein und Patientendaten, Blutgruppe auf EK und Patientenblutgruppe, Konservennummern, Verfalldatum des EK, visuelle Kontrolle des EK
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Umgang mit den Präparaten
Pflege | Arzt | |
EK-Erwärmung im Regelfall nicht erforderlich, nach 30 Minuten bei Raumtemperatur erwärmt auf ca.10 °C
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Eine Erwärmung ist nur bei Massivtransfusion, Kälteagglutininkrankheit, bei Unterkühlung und bei Früh- und Neugeborenen erforderlich, muss dann aber mit speziellem Gerät erfolgen
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Patientengespräch
Pflege | Arzt | |
Patienten zu Erfahrungen mit früheren Transfusionen befragen
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Auf das Verbleiben im Zimmer während der Transfusion hinweisen
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Toilettengang anregen und auf bequeme Kleidung hinweisen
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Temperatur, Puls und Blutdruck messen und dokumentieren
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Auf mögliche Transfusionsreaktionen (s. Überwachung) hinweisen und zur sofortigen Meldung von Symptomen auffordern (Klingel o. ä.)
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Materialzusammenstellung
Pflege | Arzt | |
Einmalkanülen, Verweilkanülen, Spritzen
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Hautdesinfektionsmittel, Tupfer, Handschuhe
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Stauschlauch, Pflaster, Abwurfschale
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EK, Transfusionsbesteck und Transfusionsprotokoll
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Bedside-Testkarte, Bedside-Test bei Eigenbluttransfusion für Patient und Konserven vorgeschrieben
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Durchführung
AB0- Identitätstest (Bedside-Test)
Pflege | Arzt | |
Identität des Patienten sichern
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Test vom Arzt oder unter dessen direkter Aufsicht durchführen, bei Wechsel des Arztes und weiteren Transfusionen erneuter Bedside-Test unter dessen Verantwortung
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Unmittelbar vor Transfusion
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Unbedingt direkt am Patientenbett
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Zugang legen und fixieren
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ca. 0,5 ml Blut in Spritze gewinnen
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Möglichst wenig Blut (1 Trpf.) auf Testkarte aufbringen, mit Antiseren mischen
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AB0-Blutgruppe des Patienten zweifelsfrei bestimmen
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Verträglichkeit der Blutgruppen von Patient und EK feststellen
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Resultat des Testes im Transfusionsprotokoll dokumentieren, Testkarte entsorgen
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Umgang mit dem Transfusionsbesteck
Pflege | Arzt | |
Transfusionsbesteck in den Transfusionsstutzen des liegenden EK einführen
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Unter leichtem Druck mit der Handfläche auf das EK Blut in das System steigen lassen, mit der anderen Hand hochhalten (Vermeidung von Luftansammlung im System)
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Transfusionsbesteck max. 6 Stunden verwenden
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Die Transfusion
Pflege | Arzt | |
Einleitung der Transfusion durch den Arzt, anschließend Delegierung der Überwachung an kompetentes Personal, Erreichbarkeit sicherstellen
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Datum und Uhrzeit der Transfusion auf dem Transfusionsprotokoll dokumentieren
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Transfusionsgeschwindigkeit: in Abhängigkeit von der klinischen Situation > Routine: 2 – 4 ml / kg Körpergewicht / Stunde
> bei Risikopatienten: (KHK, Niereninsuffizienz, hohes Alter, ausgeprägte chronische Anämie) 1 ml / kg Körpergewicht / Stunde (20 Tropfen EK ≙ 1 ml) |
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Befinden des Patienten (Temperatur, Blutdruck, Puls, Bewusstseinslage und Atmung) in geeigneten Abständen kontrollieren
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Beobachtung der Haut auf Rötung und Quaddelbildung
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Kontrolle von Transfusionsbesteck, Füllzustand, Inspektion der Einstichstelle
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Keine Beimengung von Medikamenten oder Infusionslösungen zum EK
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Blutbeutel immer oberhalb der Venenverweilkanüle halten!
Vorsicht: Rücklauf von Patientenblut in den Beutel verursacht Gerinnsel |
Überwachung
Transfusionsreaktionen
Pflege | Arzt | |
Symptome von Transfusionsreaktionen: Übelkeit, Brechreiz, Atemnot, Unruhe, Hautblässe, Schüttelfrost, Temperaturanstieg, Tachykardie, Blutdruckabfall, Juckreiz, Urtikaria, Wärmegefühl oder Frösteln
selten: Kreislaufkollaps, Schock |
Verhalten im Notfall
Pflege | Arzt | |
Transfusion sofort stoppen
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Arzt rufen!
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Zugang offen halten, Verweilkanüle in der Vene belassen
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Kontrolle von Temperatur, Blutdruck, Puls
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Arzt entscheidet über weiteres Vorgehen
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Rest-EK sicherstellen und keimdicht verschließen
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Bericht über Transfusionsreaktion vollständig ausfüllen (Vordruck)
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Frische Blutprobe entnehmen
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Blutprobe, Präparat und ausgefüllten Bericht dem Labor zuleiten, das den Hersteller informiert und die notwendigen Untersuchungen zur Aufklärung veranlasst
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Zwischenfall in der Patientenakte dokumentieren
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Nachbereitung
Transfusionsende
Pflege | Arzt | |
Klemme schließen, Transfusionssystem von der liegenden Verweilkanüle abdrehen
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Verweilkanüle mit Kochsalz durchspülen und schließen
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Rest-EK mit festem Knoten im Schlauch oder sterilem Stopfen keimdicht verschließen
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Patient noch ca. 30 Minuten beobachten
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Ambulante Empfänger über mögliche, später eintretende Symptome und durchzuführende Maßnahmen aufklären
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Restbeutel
Pflege | Arzt | |
Rest-EK-Behältnis sicherstellen und 24 Stunden im Kühlschrank bei +1 °C bis +10 °C aufbewahren
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Anschließend gemäß Vorschrift entsorgen
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Transfusionserfolg
Pflege | Arzt | |
Feststellung und Dokumentation des Transfusionserfolges durch den Arzt anhand klinischer / laborspezifischer Parameter
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Dokumentation
Pflege | Arzt | |
Verträglichkeit dokumentieren
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Arztunterschrift auf das Transfusionsprotokoll (soweit nicht bei der Einleitung geschehen)
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Kopie des Transfusionsprotokolls an das Blutdepot zum Nachweis der erfolgten Transfusion und des Verbleibs des EK
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Transfusionsprotokoll in Patientenakte einfügen
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Hausinterne Regelungen beachten!
Herausgeber / Version
DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Sitz der Gesellschaft:
40885 Ratingen
Amtsgericht Düsseldorf HRB 42977
Umsatzsteuer-Identnummer: DE 121 633 379
Autoren: Dr. med. G. Walther-Wenke, M. Spirtz
Version 8, Stand: Januar 2018