Aufgabenstellung

Untersuchung der Blutspenden

Das Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes West hat die Aufgabe, alle entnommenen Blutspenden (Vollblut- und Spezialblutspenden) entsprechend den gesetzlichen Vorschriften sowie den darüber hinausgehenden eigenen Vorgaben zu untersuchen und bei Unbedenklichkeit der Befunde aus Laborsicht die Freigabe zur Verwendung am Patienten zu erteilen. Durchschnittlich werden täglich zwischen 3.000 und 5.000 Blutspenden untersucht.

Für die Untersuchungen verwendet der DRK-Blutspendedienst West behördlich zugelassene Suchtests, die innerhalb kürzester Zeit anzeigen, ob eine Blutspende bedenkenlos verwendet werden kann oder nicht. Nur mit diesen hochempfindlichen und verhältnismäßig schnellen Tests kann sichergestellt werden, dass auch die nur sehr kurz haltbaren Blutpräparate vor der Verwendung am Patienten einer umfassenden Untersuchung unterzogen werden können. Im Normalfall liegen die Ergebnisse der Untersuchungen am Nachmittag des auf die Spende folgenden Tages vor, und es kann entschieden werden, welche der geleisteten Blutspenden für die Patientenversorgung freigegeben werden können und welche nicht.

Bei auffälligen Befunden, die eine Freigabe der Blutspende nicht gestatten, sind oft umfangreiche Nachuntersuchungen zur Abklärung der Ergebnisse der positiven Suchtests durchzuführen. Das kann einige Tage in Anspruch nehmen und es manchmal erforderlich machen, dass vom Spender noch einmal Probenmaterial für die Nachuntersuchungen angefordert werden muss. Bei auffälligen und von der Norm abweichenden Befunden benachrichtigen wir den betroffenen Spender und ggf. den angegebenen Hausarzt schriftlich. Bei Nachfragen können sich die Spender an die im Brief angegebene Telefonnummer wenden, um einen Arzt des Zentrallabors zu sprechen. Allerdings können aufgrund der Vorschriften zur ärztlichen Schweigepflicht telefonische Mitteilungen von Laborbefunden nicht erfolgen.

Untersuchung Blutspenden

Ablauf der Untersuchungen

Bei jeder Blutspende werden dazu mindestens drei Laborröhrchen (bei Erstspendern vier) mit je sieben bis zehn Millilitern Vollblut der spendenden Person gefüllt und in der Nacht sofort direkt oder per Kurier in das Zentrallabor nach Hagen gebracht. Hier beginnen in der Regel die Vorbereitungen für die Untersuchungen bereits am Abend des Spendetermins. Ab 22:00 Uhr treffen die ersten Laborröhrchen mit dem zu untersuchenden Blut der Spender/innen im Zentrallabor Hagen ein. Gegen 3:00 Uhr morgens sind auch die Röhrchen aus dem am weitesten entfernten Zentrum Bad Kreuznach in Hagen angekommen.

Nach einer Vollständigkeitsüberprüfung beginnen die vorbereitenden Arbeiten für die eigentlichen Untersuchungen des Blutes. Dazu müssen die Röhrchen zunächst zentrifugiert werden, damit sich die schweren roten Blutzellen am Boden absetzen und das flüssige Blutserum oder Plasma oben auf steht. Nach der Zentrifugation müssen von allen ca. 12.000 bis 20.000 Röhrchen die Verschlusskappen vorsichtig unter Vermeidung des Verspritzens oder des Aufwirbelns des Blutes entfernt werden. Hierzu werden spezielle Automaten eingesetzt, die von der Firma Sarstedt in Zusammenarbeit mit unserem Zentrallabor entwickelt worden sind.

Für die Blutgruppenbestimmung und die Untersuchung der Infektionsmarker werden die hierfür jeweils vorgesehenen Plasma- bzw. Serumröhrchen bearbeitet. Durch die einmalig vergebenen Barcode-Nummern auf den Laborröhrchen ist die eindeutige Zuordnung der Daten in der EDV-Anlage möglich. Für den Virusdirektnachweis, die PCR, für spätere Untersuchungen und für sogenannte rückgestellte Nachuntersuchungsproben werden aus den primär abgenommenen Röhrchen unter anderem Mikrotiterplatten erstellt. Hierzu wird das Probenmaterial von speziellen Probenverteilern in den 96 Probenfeldern der für die automatisierten Untersuchungen verwendeten Mikrotiterplatten verteilt. Durch die barcodierte Nummerierung der einzelnen Platten und die Koordinaten des Probenfeldes auf der Platte lassen sich auch hier die einzelnen Proben eindeutig den Blutspenden zuordnen.

Die weiteren Untersuchungen des gespendeten Blutes in der Tagschicht laufen parallel in unterschiedlichen räumlichen Bereichen des Zentrallabors:

  • Die Untersuchung der Blutgruppenmerkmale und der zugehörigen Blutgruppenantikörper.
  • Die Untersuchung der Infektionsmarker: Dazu gehören ein Oberflächenmarker (Antigen) des Hepatitis-B-Virus und Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Hepatitis-B, Hepatitis-C, HIV 1/2 und Syphilis, bei Spezialpräparaten auch gegen Cytomegalie-Viren (einen Erreger aus der Familie der Herpesviren) als Hinweis auf eine bestehende oder durchgemachte Infektion.
  • Die PCR-Untersuchung (Virusdirektnachweis) für Hepatitis-A, Hepatitis-B, Hepatitis-E, HIV 1 und HIV 2 sowie Parvovirus B 19 (Erreger der Ringelröteln).
  • Teilweise klinisch-chemische Untersuchungen, z. B. die Eiweißbestimmung für Spezialpräparate und die Untersuchung von allgemeinen Abwehrstoffen.

Die „Handarbeit“ gehört heute bei den Laboruntersuchungen des gespendeten Blutes zu den Ausnahmen. Nur für Spezialuntersuchungen an ausgewählten Proben wird die Verteilung des Untersuchungsmaterials noch manuell vorgenommen. Ohne eine weitgehende Automatisierung wäre die Untersuchung von mehr als 5.000 Blutspenden täglich in der dafür zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu bewältigen. Umfangreiche automatische Kontroll- und Validierungsschritte stellen sicher, dass auch bei diesen großen zu untersuchenden Mengen jede einzelne Blutspende nach denselben strengen Kriterien und mit derselben Genauigkeit unter Vermeidung von Verwechslungen untersucht wird. Hierzu ist unter anderem ein eigenes EDV-Labornetzwerk erforderlich, das auf die Anforderungen des Zentrallabors optimiert worden ist. Im Normalfall liegen die Ergebnisse der Blutuntersuchungen am Nachmittag nach dem Spendetermin vor. Die für die Patientenversorgung freigegebenen Blutprodukte stehen ab dann zur Verfügung.

 

Zentrallabor Hagen
Lagerung der Proben

Blutgruppenbestimmung

Grundvoraussetzung für eine verträgliche Übertragung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist die zum Patienten passende Blutgruppe einschließlich Rhesusfaktor und ggf. weiterer Blutgruppenmerkmale. Dazu muss bei jeder Blutspende erneut die Blutgruppe im AB0-System und der Rhesus-Faktor bestimmt werden. Auch wenn sich diese Daten im Leben eines Menschen nicht verändern, garantiert die regelmäßige Neubestimmung und der anschließende Abgleich mit den gespeicherten Daten des regelmäßigen Dauerspenders zusammen mit anderen Maßnahmen den Ausschluss von Verwechslungen und Fehlern.

Bei Erstspendern liegen noch keine Daten zur Blutgruppe für einen Vergleich vor. Deshalb wird die Bestimmung der AB0-Blutgruppe, der Rhesus-Formel und des Merkmals Kell bei Erstspendern aus zwei Blutproben unabhängig voneinander durchgeführt. Die entsprechenden Untersuchungen erfolgen mit vollautomatischen Analysegeräten, die pro Stunde bis zu 400 Blutgruppen bestimmen können.

In regelmäßigen Abständen müssen alle Spender auf das Vorhandensein bestimmter Abwehrstoffe gegen fremde Blutgruppenmerkmale, sogenannte irreguläre Blutgruppenantikörper, untersucht werden. Diese können sich im Laufe des Lebens bilden, z. B. nach empfangenen Blutübertragungen (Transfusionen), bei Frauen als Folge einer Schwangerschaft durch Kontakt mit kindlichem Blut, das für die Mutter fremde Blutgruppenmerkmale des Vaters trägt, Nahrungsmitteln oder aus bis heute unbekannten Gründen. Die Kenntnis vorhandener Antikörper kann auch für die Spender bei späteren Transfusionen wichtig sein, da schneller verträgliche Blutpräparate für Sie zur Verfügung gestellt werden können.

 

Untersuchungen im Zentrallabor

Untersuchung auf Infektionskrankheiten

Nicht erst seit dem AIDS-Skandal hat sich im Bewusstsein verankert, dass mit Blutpräparaten auch Krankheiten übertragen werden können. Schon seit den ersten Blutübertragungen in der modernen Medizin stellt die durch Blutpräparate übertragene Hepatitis (infektiöse Leberentzündung oder Gelbsucht) ein großes Problem für die Mediziner dar. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte wurden immer neue Anstrengungen unternommen, mit noch weiter verfeinerten Untersuchungsmethoden infektiöse Spenden zu erkennen und auszusortieren. Heute ist das Infektionsrisiko für den Empfänger von Blutpräparaten auf ein extrem geringes, leider noch nicht vollständig vermeidbares Restrisiko begrenzt. Es werden hochempfindliche Methoden genutzt: Antikörper- und Antigentests (Untersuchungen auf menschliche Abwehrstoffe und Eigenschaften der Krankheitserreger selbst) und die PCR (Vervielfältigung des Erbmaterials des Erregers) als Virusdirektnachweis.

Die Untersuchung auf Marker, die typisch für bestimmte, durch Blut übertragbare Infektionskrankheiten sind, gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben des Zentrallabors bei der Untersuchung der täglichen Blutspenden. Nicht für alle durch Blut übertragbaren Krankheiten stehen Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die bei einem großen Blutspendedienst routinemäßig im verfügbaren Zeitrahmen eingesetzt werden können. Das ist einer der Gründe, weshalb nach wie vor die Befragung der Spender zu Krankheiten und sonstigen Risiken vor der Spende ihre Bedeutung nicht verloren hat.

Bereits im Januar 1996 hat der DRK-Blutspendedienst West als einer der ersten Blutspendedienste weltweit mit der PCR-Testung auf Hepatitis-B und -C sowie auf HIV 1 begonnen. Mit den entsprechenden Untersuchungsergebnissen wurde u.a. die Grundlage dafür gelegt, dass die zuständige Bundesoberbehörde diese PCR-Testung für Hepatitis-C (1999) und für HIV 1 (2004) als verbindlich für alle Blutspendeeinrichtungen in Deutschland vorgeschrieben hat. Im DRK-BSD West werden darüber hinaus freiwillig weitere Prüfungen mit der PCR durchgeführt.

Heute wird jede einzelne Blutspende auf folgende Krankheitserreger untersucht:

  • Hepatitis-A (PCR-Testung)
  • Hepatitis-B (Antigen- + Antikörpernachweis; PCR-Testung)
  • Hepatitis-C (Antikörpernachweis; PCR-Testung)
  • Hepatitis-E (PCR-Testung)
  • HIV 1 und 2 (Antikörpernachweis; PCR-Testung)
  • Parvovirus B19 (PCR-Testung)
  • Lues (Syphilis)  (Antikörpernachweis)
  • Cytomegalie (CMV) (Antikörpernachweis, nur Spezialpräparate) 

Für Gesunde harmlos erscheinende Infektionskrankheiten können bei abwehrgeschwächten Empfängern von Blutprodukten, z. B. Tumorpatienten, unter Umständen schwer oder sogar tödlich verlaufen. Daher sind für diese Menschen unsere Zusatzuntersuchungen so wichtig: Die PCR-Testung des Parvovirus B 19 liefert Hinweise auf eine Infektion mit dem Erreger der Ringelröteln, die bei bestimmten Patientengruppen auch eine schwere Blutarmut hervorrufen können. Bei Spezialpräparaten, z. B. Stammzellen, suchen wir nach Antikörpern gegen Cytomegalieviren, Erregern aus der Familie der Herpesviren, die bei stark abwehrgeschwächten Patienten z. B. häufig tödlich verlaufende Lungenentzündungen hervorrufen.

Die vollautomatische Probenverteilung und standardisierte Testkomponenten für die Untersuchung der Blutspenden auf Infektionsmarker sichern die gleichbleibende Qualität und Empfindlichkeit der Untersuchungsergebnisse in einem Maß, wie sie bei „Handarbeit“ kaum möglich ist. Täglich müssen ca. 12.000 bis 20.000 Laborröhrchen mit dem Probenmaterial der Blutspender bewegt werden, um die Untersuchungen durchzuführen. Teilweise transportieren Roboterarme das Probenmaterial zwischen den verschiedenen Bearbeitungsstationen der Analyseautomaten.

Die Arbeit der Mitarbeiter/innen im Labor erfordert großes Verantwortungsbewusstsein und Fachkenntnisse über die durchzuführenden Untersuchungen und die Funktionsweise der Analyseautomaten. Die Überwachung und Steuerung der Maschinenabläufe verlangt hohe Konzentration und technisches Verständnis. Ohne moderne Computertechnologie ist die große Menge der täglich zu untersuchenden Blutspenden auch im zweischichtigen Betrieb im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes West nicht zu bewältigen. Computer steuern die Analyseautomaten und führen Spenderdaten und Untersuchungsergebnisse eindeutig zusammen. Durch die Barcode-Etiketten auf den Laborröhrchen ist die eindeutige Zuordnung der Daten in der EDV-Anlage möglich. Barcodeleser registrieren die zur jeweiligen Spende gehörigen, einmalig vergebenen Nummern. Die Daten werden in der EDV-Anlage des Blutspendedienstes zusammengetragen und über viele Jahre gespeichert. So lassen sich Untersuchungsergebnisse auch noch Jahre nach der Spende eindeutig zuordnen und nachlesen. Darüber hinaus sichern die Barcodenummern die Vertraulichkeit der Untersuchung.

Erst wenn weitere Untersuchungen die positiven Ergebnisse der sehr empfindlichen Suchtests bestätigen, erhält der Spender bzw. sein Hausarzt eine Mitteilung über die festgestellten Befunde. Bei Hepatitis-Infektionen ist nach dem Infektionsschutzgesetz außerdem das zuständige Gesundheitsamt unter Angabe der Spenderpersonalien zu informieren. Blutspenden, die alle Untersuchungen ohne Auffälligkeit durchlaufen haben, erhalten ein Etikett mit Angabe der Blutgruppe und der sonstigen gesetzlich vorgeschriebenen Information. Die Blutkonserve ist gemäß der juristischen Definition des aktuellen Arzneimittelgesetzes ein Medikament. Ihre Herstellung und Untersuchung unterliegt deshalb strengen, genau definierten Vorgaben. Die Herstellung ist erlaubnispflichtig. Unser Zentrallabor wird daher regelmäßig von der Überwachungsbehörde auf die Einhaltung der vorgeschriebenen Standards überprüft. Trotz aller Automatisierung geht es nicht ohne Menschen, die Maschinen bedienen, kontrollieren und reparieren. Das Team des Zentrallabors sorgt für die höchstmögliche Sicherheit Ihrer Blutspende werktäglich in zwei Schichten von ca. 22 Uhr nachts bis ca. 15 Uhr des nächsten Tages.

Arbeitsabläufe Zentrallabor Hagen
Kontrollsystem Zentrallabor Hagen

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